Kapitel 3:  Erfahrung  

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Liebe leben im Zeichen des Friedens

Die Zukunft einer Kultur liegt auf ihrem geistigen Fundament. Von Bedeutung für ihre Entwicklung sind gerade die tieferen und feineren Dinge, die heute im Lärm oft untergehen. Ohne die Mühe, genau hinzuhören und ohne die Bereitschaft, die eigene Weltanschauung immer wieder zu hinterfragen, ist es keinem Menschen möglich, das Neue im Denken zu erschließen. Warum aber die Mühe? Das Leben hat soviel zu bieten! Wer die geistigen Momente links liegen läßt und nur auf sich selbt konzentriert durchs Leben geht, wird damit auch an seiner Essenz und seinen schönsten Erfahrungen vorbeigehen.

Die Natur des Menschen wird immer sein ganzes Potential zum Guten und zum Schlechten umfassen. Seine „Natur” ist deshalb wohl nicht zu ändern. Die Frage ist, ob eine Gesellschaft ein Fundament hat, das ein friedliches Miteinander unterstützt, oder ob in ihr einseitig das Modell des Gegeneinanders gefördert und als Ideal beworben wird, was zum Zerbrechen einer Gesellschaft führt. Spätestens da betrifft es auch den Einzelnen. Das hat nichts mit Glauben zu tun, sondern ist Sozialpsychologie, also Wissenschaft. Ein Beispiel für Glauben ist die weitverbreitete Ansicht, der Wettbewerb, das Gegeneinander sei „das Prinzip” der Natur, wobei es aber doch tatsächlich nur eines ihrer Prinzipien ist. Ohne das Miteinander hat in der Geschichte der Biologie noch keine Art überleben können. Warum sollte das beim Menschen anders sein? Die Antwort auf diese Frage ist deshalb von großer Bedeutung für die Überlebensfähigkeit einer Gesellschaft und betrifft gerade unsere Gesellschaft, in der das Gegeneinander übermäßig betont und das Miteinander an den Staat deligiert ist. Wer meint die „große Bedeutung für die Überlebensfähigkeit” sei doch etwas übertrieben, möge sich bewusst machen, dass das demographische Problem eine gesellschaftliche Ursache hat, die im gerade Geschilderten liegen könnte.

Gemeinschaft in Indien
Das Miteinander sichert das Leben: Diaschau mit vielen Bilder von Indien

Hier möchte ich Ihnen konkret ein Projekt vorstellen, welches das angesprochene Fundament der Gesellschaft betrifft, also Wirkung auf die Überlebensfähigkeit unserer Gesellschaft hat. Das mag dramatisch klingen, muss aber im Kontext der weltweiten Neubestimmung der Bedeutung einzelner Kulturen und Nationen gesehen werden. Das am Beispiel des Projektes demonstrierte Denken, könnte tatsächlich viel Kraft für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft freisetzen. Die Motivation sich dafür zu interessieren, sei die Liebe - nicht zuletzt auch für sich selbst. Was wäre das für eine Welt ohne Liebe? - Die Liebe muss konkret werden; im Theoretischen verbleibend läßt sie sich nicht umsetzen. Mahatma Gandhi sagte, es gäbe keinen Weg zum Frieden, der Friede sei der Weg. So steht es auch um die Liebe. Die Welt braucht mehr Liebe. Man mag sich Liebe noch so sehr wünschen - wie könnte aber anders mehr Liebe in die Welt kommen, außer man lebt sie? Und wie könnte man sich wirklich selbst lieben, wenn man die anderen Menschen nicht auch liebte? Diese Botschaft ist wichtig; denn gerade in der Neuzeit mit ihren weltweiten Umbrüchen hätte unser Land ein neues Miteinander so bitter nötig.

Lebensglück und Verständnis
Liebe leben ist die Antwort auf die Frage nach einem neuem Miteinander. Liebe leben bedeutet zuallererst ein offenes Herz zu haben. So oft hat man es vielleicht schon mit einem positiven Ansatz versucht. Man zeigte sein Herz und - nichts! Keine Resonanz. Keine Reaktion. Wir werden so stark von unserer Umwelt beeinflußt. Wer schon in fremden Kulturkreisen war, der weiß das. In einer anderen Kultur - läßt man sich auf sie ein - wird man zu einem anderen Menschen. Zurück in unserer eigenen Kultur finden wir sehr leicht wieder in unsere alten Muster zurück. Die Frage ist nun, wie wir es anfangen können, unserer Gesellschaft wieder ein solches Fundament zu geben, dass Liebe leben umsetzbarer für den Einzelnen wird. Wie können wir diese Atmosphäre in unserer Gesellschaft schaffen? Das Fundament jeder Kultur ist ein geistiges. Die angesprochene Atmosphäre ist geistig. Wie könnte man genau an dem geistigen Fundament unserer Kultur eine positive Veränderung umsetzen? Geistig bedeutet doch auch: wenig greifbar. Wie soll man da ansetzen und konkret etwas bewegen können?

Es gibt einen Weg. Das geistige Fundament - das Innere - drückt sich aus in der Sprache, in der Kunst, der Musik, in den Bauwerken, in den Zeichen einer Kultur; also im Äußeren. In den Bauten einer Kultur drückt sich ihre Seelenlage aus. Über die Gestaltung des Äußeren läßt sich auch wiederum das Innere, das geistige Fundament und die damit einhergehende Seelenlage, verändern. Werden Sie sich darüber bewußt und achten Sie mal darauf, dass dies sowieso in der Welt geschieht. Leider oft nicht zum Wohle der Menschen. Damit meine ich nicht die emotionale Wirkung von Bauwerken auf den Menschen. Leicht kann man diesen Punkt mißverstehen. Die äußeren Bilder stecken den Rahmen einer Kultur ab - sie werden zu Bildern in den Köpfen der Menschen, mit denen diese denken. Sie haben eine eingrenzende oder befreiende Wirkung auf den Geist. Die Bilder und Zeichen, die in einer Kultur wirken, bezeichnen ihre Identität.

Hochhäuser in Frankfurt
So stark wird die Wirkung eines einzelnen Bauwerkes in unserer reizüberfluteten und verbauten Welt nicht sein können, wird sich mancher Realist nun denken wollen. Doch wie funktioniert das Denken? Achten Sie darauf, dass Sie nur in Worten und Bildern denken können. Das bedeutet aber doch, dass die Worte und Bilder, die Ihnen überhaupt zum denken zur Verfügung stehen darüber bestimmen, wie weit Sie denken können; wie groß Ihre Freiheit im Denken tatsächlich ist. Bestimmte Themen sind im Bewusstsein mit bestimmten Bildern verbunden. Durch den Bau eines Friedensmals in einem internationalen Kontext, würde eine neue Information ins kollektive Bewusstsein unseres Landes gegeben. Die Folge ist, dass sich über die Zeit ein anderes Denken in dem mit dem Denkmal verbundenen Thema entwickeln würde, da die dafür notwendigen neuen Bilder dann zur Verfügung stünden. Das heißt, dass sogar mit einem einzigen Denkmal das für das Leben steht, ein Paradigmenwechsel in der Erinnerungskultur in Gang gebracht werden könnte, dass es mehr Freiheit im Denken bringen und Zukunft schaffen kann. Es ist allein der Glaube, dass dies möglich ist, der es möglich machte.

Entwicklung, also Veränderung findet über den Eindruck und über den Ausdruck statt. Wenn wir nicht was wir im Inneren tragen auch ausdrücken, wird sich die Idee nicht konkretisieren können. Das ist ein wesentlicher Aspekt von Kunst. Über den Ausdruck machen wir Dinge fest, proklamieren Werte und so finden sie ihren Platz in unserer Kultur. Stärker als Worte, gerade in unserer wortreichen Zeit, ist, was wir bauen. Oft findet auch nur die Kunst den Weg, das Neue, das noch nicht in unserem Denken kategorisiert ist, in die Welt zu tragen. Das klingt nun vielleicht ungewöhnlich, denn die Sprache der Kunst ist heute in so vielen Bereichen beschädigt. So kann sie nicht mehr überzeugend sein. Das fehlende Verständnis gerade in Deutschland läßt sich auch mit dem Missbrauch der Nationalsozialisten erklären, welche die Kraft der Zeichen nutzten, um die Menschen in ihren Bann zu ziehen. Im Altertum hatte man zu Recht ein anderes Verhältnis zur Sprache der Kunst. Symbolik war sogar heiliges Wissen.

Der Friedensplatz - 2. Planung
Laßt uns als Zeichen ein Denkmal der Liebe setzen! - 1. Entwurf der Friedens- und Freiheitsstätte



Nun verstehen Sie, dass ein
Friedensmal nichts mit der Friedhofsruhe eines Gedenkens zu tun hat, sondern mit der Zukunft, die ohne Liebe nicht ist. Gerade heute müssen wir es uns leisten, am geistigen Fundament unserer Kultur zu bauen, um für die Zukunft vorbereitet zu sein. Ich spreche sogar davon, mit einem gesetzten Zeichen des Friedens und der Liebe eine Veränderung im ganzen Land anzustoßen. Es ist möglich! Ein solches Denkmal der Liebe ist ein Zeichen, das sich nicht in eine bestimmte Kategorie einordnen läßt: es kann nur für alle sein; oder gar nicht. Ich möchte Ihnen in diesem Sinne den nächsten Schritt vorstellen: Damit ein solches Zeichen zur größten Wirkung gelangen kann, muss es dort gesetzt werden, wo der stärkste Schmerz, die größte Dunkelheit und die schwerste Blockade in unserer Kultur wirkt. Es soll im Zentrum des mit unserer Kultur verbundenen Schmerzes wirken; gerade da, wo die Liebe fehlt. Gerade da, wo Liebe zu leben wäre. Da ist nichts mehr einfach.

Sonnenaufgang im Himalaya
Die Botschaft scheint einfach zu sein, ihre Umsetzung braucht aber viel Mut und Glauben an die Menschheit. Es braucht dafür eine große Offenheit. Gerade da, wo Liebe zu leben wäre, haben wir es mit starken Blockaden, mit unverarbeitetem Schmerz und in Folge dessen mit einer nur geringen Bereitschaft zu tun, sich darauf einzulassen. Dies fordert zwar viel Mut, aber der Lohn wäre groß: es würde die Kraft frei machen für einen wahren Aufbruch in unserer Gesellschaft. Es wird unser Mut und unsere Offenheit für neue Ideen sein, die darüber entscheiden, ob in der "Einen Welt" unser Land eine noch nennenswerte Rolle spielt. Sind Sie bereit für den nächsten Schritt? Weiter geht es mit dem 4. Kapitel "Annahme der Welt".


Bild einer Lotusblüte
Anläßlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Generalsekretär der UNO, Kofi Annan, erklärte dieser am 10. Dezember 2001 in seiner Dankesrede:

„Die meisten Nationen haben Monumente oder Denkmäler des Krieges, bronzene Verherrlichungen heroischer Schlachten, Siegesbögen des Triumphes. Aber Frieden hat keine Zurschaustellung, kein Siegespantheon.”

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