Sohn eines Hochstädter Bürgers nach dem Einweihungsfest
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Was bedeutet "Sohn Gottes"?
Die
Wahrheit einer Religion ist mehr als ein bestimmtes Konzept des begrenzten menschlichen Verstandes, der über Gott nachdenkt. "Die Wahrheit" ist nicht das christliche, islamische, buddhistische oder "esoterische" Gefäß, das sie fassen soll. Wenn im Christentum Jesus sagt: "ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben…", spricht er gerade nicht von einem bestimmten religiösen Konzept des Verstandes, sondern er spricht von einem inneren Zustand, der im Judentum und im Christentum als der Baum des Lebens bezeichnet wird. Es ist der Zustand, in dem der Mensch in seine Würde gekommen ist als „Ebenbild Gottes” zu leben; die Tora wurde verinnerlicht, Wahrheit wurde im eigenen Herzen gefunden. Neu daran ist nichts: es ist nur die gleiche Lehre, die schon die alten Propheten vorstellten, die nicht nur im Judentum oder Christentum zu finden ist, die aber selbst heute wenig verstanden wird.Gott wirkt durch uns und so kommen die Veränderungen in die Welt. Das ist aber gerade kein „sich auf den Platz Gottes setzen“ und es ist auch kein bloßes Zurücklehnen und geschehen lassen. Was ist es dann? Wir sind es, die nach christlichem Glauben „das Licht in der Welt“ sind. Es ist aber nicht unsere eigene Größe, sondern das Licht Gottes in uns.
Nach meinem Empfinden ist mit dem Friedensmal keine „neue Lehre” symbolisiert, sondern es ist Kunst: schöpferisches Denken, geschöpft aus jenem viel Größeren jenseits unseres begrenzten menschlichen Verstandes. Es möge so Menschen in ihrer komplexen Gesamtheit berühren und ihnen eine Ermutigung auf ihrem Weg der inneren Heilung sein. Ein jeder muß sich aber seine eigenen Gedanken über dieses Friedensmal machen: es geht immer um eine Entwicklung, die etwas ganz persönliches ist, die nur in jedem Menschen ganz individuell stattfinden kann.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. (Jesus, Bergpredigt)
Wofür steht diese komplexe Bild vom Baum des Lebens? Dieser Baum ist das Gesetz des Lebens, im Judentum Tora genannt - nicht als äußere Weisung einer Autorität, sondern verinnerlicht als natürliche Ordnung, damit die Seele lebe (Neuer Bund, Jeremia 31,33). So wird im Menschen "der Sohn" geboren, der Himmel und Erde verbindet. Wohlgemerkt: Ich spreche von jedem Menschen, der in sich „Himmel und Erde” verbinden kann, also ein Leben aus geistlicher Perspektive führt, und damit Sohn Gottes wird. In manchen religiösen Kreisen wird unter „ein Sohn Gottes sein” heute oft nur die Projektion ins Äußere auf Jesus verstanden und die Erkenntnis, dass man selbst etwas dafür tun muss ging darin verloren.
* * *"Die 'Vision einer neuen Menschlichkeit' (das Buch zum Projekt) ist sehr von der christlichen Spiritualität geprägt. Es ist wirklich die Chance in dem Dunkel der deutschen Geschichte ein Licht aufleuchten zu lassen, das trotz allem das Gute in uns Menschen anspricht und dadurch einen Ausweg vorschlägt. Ich bin sehr angetan von dieser Vision und wünsche Ihnen, lieber Herr Zieringer und dem gesamten Projekt des Mahnmals, die allerbeste Lösung."Mit franziskanischem Gruß "Friede und Heil"
Pater Amadeus
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