Kapitel: Entwicklung / Bau des Denkmals / 6. Abschnitt
9. Juni 2014 - 31. August 2014
Die Arbeiten gehen in diesem Jahr erst spät los. Das Gras brauchte Schonung um anzuwachsen, deshalb war das Gelände bis in den Mai hinein für die Öffentlichkeit abgesperrt. Außerdem hatte die Kreisbehörde Anfang des Jahres wegen unserer Entwässerungsmaßnahme einen Baustop verhängt und eine Anordnung zum "Rückbau" des Steins der Begegnung erlassen, dem Erinnerungsstein der die Inschrift trägt: Yerushalayim.Die Entwässerungsmaßnahme ist ein großer Erfolg. Es gibt kein Problem mehr mit Wasser im Gelände und es wirkt optisch schön.
So schaut der Entwässerungsgraben entlang eines "Engelsflügels" aus.
Der Weg ist nun wesentlich trockener und hält entsprechend länger bevor Instandhaltungsarbeiten notwendig sind.
Die Absperrungen werden weggenommen. Das Gras ist inzwischen sehr gut angewachsen und kann betreten werden. Man sieht kaum noch, dass das Gelände nur einige Monate zuvor planiert worden war und "Engelsflügel" gestaltet wurden.
Der Konflikt
Leider führte diese Entwässerungsmaßnahme zu einem Konflikt mit dem damaligen Dezernenten des Kreises Bergstraße. Unsere Klagen wegen der Probleme mit der Entwässerung waren vorher ca. 1 Jahr lang schon von der Behörde ignoriert worden, bevor wir dann eigenständig aktiv wurden.Statt gegen unseren Verein direkt wegen dieser nicht genehmigten Maßnahme vorzugehen, mit der wir die Bausubstanz des Denkmals schützen wollten, stellte uns die Kreisbehörde einen Abrissbescheid für den Jerusalem Erinnerungsstein aus. Dieser Stein war seit 1.5 Jahren aufgestellt und darüber hatte es bislang keine Beschwerden von der Seite der Behörde gegeben. Man machte nun geltend, dass dieser Stein, der eine Fläche von 1.3 qm einnimmt ein nicht genehmigter Eingriff ins Landschaftsbild sei. Tatsächlich gab es den Stein nicht in der Baugenehmigung. Nach §35 BauGB kann aber durchaus ein solcher Stein auf dem eigenen Grundstück errichtet werden, wenn kein allgemeines Interesse dagegen spricht. Auch wurde auf der Seite der Behörde nicht gesehen, dass dieser 1 Stein gebaut wurde, um 22 andere genehmigte Steine der gleichen Größe auf unserem Grundstück zu ersetzen. Das Landschaftsbild wurde also tatsächlich entlastet, was auch überhaupt die Motivation für diese Maßnahme war:
Durch den Bau eines Zauns auf dem Nachbargrundstück direkt vor dem Denkmal, für den eine Ausnahmegenehmigung ausgestellt worden war, fehlte plötzlich der ursprünglich geplanten Denkmalgestaltung mit genehmigten 33 großen Erinnerungssteinen die Freiheit, um überhaupt wirken zu können. Ein erdrückend wirkendes Denkmal mit einem Zaun davor ist nicht geeignet für eine Botschaft von Frieden und Freiheit zu stehen. Also ließ ich 22 Steine weg und ersetzte sie symbolisch im Sinn der künstlerischen Botschaft dieser Denkmalgestaltung durch diesen einen Stein (der Jerusalem Erinnerungsstein), umgeben von zwei Informationstafeln. Der Jerusalem Erinnerungsstein war notwendig geworden, um der veränderten Situation durch den Zaun - der neuen Grenze am Denkmal - zu begegnen und darauf eine künstlerische Antwort zu geben, d. h. die veränderte Situation musste ins Kunstwerk integriert werden, was deshalb zu einem anderen Kunstwerk führte. Außerdem wurde durch die Gestaltung der Böschungen (Engelsflügel) an den Seiten des Denkmalareals und eine Anplanierung um den Denkmalkreis dem Zaun eine andere ästhetische Funktion zugewiesen: aus einer Blockade vor dem Denkmal wurde so aus dem Zaun ein Teil eines Rahmens; ein geschützter Raum fürs Friedensmal.
Wir mussten der Behörde einen nicht geringen Betrag für das Verfahren gegen den Jerusalem Erinnerungsstein bezahlen. Außerdem musste ein Rechtsanwalt und die Öffentlichkeitsarbeit finanziert werden. In dieser Situation wollte ich das Projekt aufgeben, denn ich konnte keine Wertschätzung erkennen; im Gegenteil! - (Hier finden Sie mehr Informationen zur Kontroverse ums Friedensmal.)
Ein Rabbiner den ich bereits kannte hatte eine Idee. Er wollte mir einen Rückhalt geben und mit seiner Gemeinde das jüdische Fest Lag baOmer am Friedensmal feiern.
Lag baOmer 2014 am Friedensmal. Es treffen sich Hochstädter und die jüdische Gemeinde aus Karlsruhe.
Von links nach rechts: Bernd Rettig (Ortsvorsteher Hochstädten), Franz Apfel (Vorsitzender Bürger für Bensheim), Rabbiner Mendelson (Jüdisch-Chassidische Gemeinde Karlsruhe), Rolf Richter (Bürgermeisterkandidatin der CDU), Sylvia Kloetzel (Bürgermeisterkandidatin der SPD), Thomas Zieringer, Jürgen Kaltwasser (Bürgermeister vom Lautertal), Maria Mrotzek (damals 2. Vorsitzende unseres Vereins), Roland von Hunnius (Kreisbeigeordneter Bergstraße).
Ich hatte die Idee für eine Plakataktion, die über unser Begegnungsfest am Friedensmal "erzählte". Es sollte den Menschen den Wert dieses Denkmals verdeutlichen und helfen, dass der Ort in der Form bewahrt wird. Ich buchte alle Plakatwände an guten Stellen in Bensheim für zwei Wochen. Viele Plakate hingen dann auch viel länger.
Alle großen Arbeiten am Denkmal waren schon vor dem Ärger mit der Kreisbehörde und dem Baustop abgeschlossen gewesen. Am 9. Juni war es dann soweit, dass ich mit Freddy Thom und Ferdl Zanitzer wieder zusammen arbeiten wollte, um die noch notwendigen kleineren Arbeiten abzuschließen, die sowieso nicht vom Baustop betroffen waren. Dabei ging es um Arbeiten im Denkmalkreis und das Ersetzen von Baumarktbänken durch exklusive selbst gestaltete Bänke. Im Bild sieht man die Lücke zwischen der "Tanzfläche" im Denkmal und dem Innenkreis. Sie muss geschlossen werden.
Zunächst wurde feiner Kies in die Lücke gefüllt und dann legen wir Platten aus Odenwald Quarz darauf. Auch für diese Stelle hatte ich dieses schöne Material gewählt und die Fertigung der Platten der Firma Dude in Auftrag gegeben. Es ist schwierig, Platten in dieser geringe Dicke zu fertigen, da das glasähnliche Material sehr spröde ist. Aber auch die Verarbeitung am Ort war schwierig. Jeder der Platten wurden per Hand zurechtgeschnitten. Ich fertigte für jede Platte eine Schablone an, welche die Stelle wo sich die Platte einfügen sollte abbildete und Ferdl schnitt die Platte dann genau nach der Schablone mit einem Winkelschneider zurecht. Der Innenkreis besteht aus Natursteinen ohne gerade Flächen. Der Schnitt der Platten nahm dann diesen ungeraden Verlauf genau auf.
Es war viel Arbeit, aber das Ergebnis ist glaube ich überzeugend. :-)
Ich habe eigene Bänke gestaltet und mir den Granit mit einer Wasserstrahlmaschine zurechtschneiden lassen. Man beachte den feinen Schwung der Bögen.
Das behördliche Verfahren gegen das Friedensprojekt ist immer noch in Gange. Bemängelt wurde aber nicht nur der Jerusalem Erinnerungsstein am Weg.
Bemängelt wurden auch die Bänke, die Infotafeln und beim Stein die Umrandung des Kiesbetts. Die Umrandung erinnere an einen Grabstein (nicht wahr). Tatsächlich hatten wir den Stein einfach so in ein Kiesbett gesetzt, wie es allgemein üblich ist weil man mit einer langen Haltbarkeit rechnen kann. Auch Grabsteine auf einem Friedhof werden tatsächlich in dieser Weise gesetzt. Allerdings war "Friedhof" beim Jerusalem Erinnerungsstein nicht in meinen Gedanken gewesen und der Stein und die Inschrift sprechen von Leben.
Gegen den Abriss des Steins der Begegnung kämpfen wir weiter an. Es bahnte sich eine Einigung über den Rechtsanwalt mit der Behörde an. Als Zeichen des guten Willens wollte ich dem Stein mit ein wenig mehr Arbeit eine andere Umrandung geben. Zunächst also entfernte ich die alte Umrandung und die kleinen Kieselsteine.
Mit einer organischen Form sollte sich mit dem Kiesbett und der noch zu bauende Umrandung mehr an Leben ausdrücken.
Die Umgestaltung des Kiesbetts ist gelungen!
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