Einweihung des Friedensmals
Am 27. September 2015 wurde das Jerusalem Friedensmal eingeweiht. Die Einweihung des Friedensmals war Anlass eines Begegnungsfestes am Ort mit Schulklassen aus Bensheim, Deutschland und Haifa, Israel und Künstlern aus beiden Ländern. Es sangen Dganit Daddo aus Tel Aviv und "der deutsche Barde" Eloas Lachenmayr vom Bodensee. Es war ein Fest für das Leben mit Musik, Tanz und Kultur - mit Fröhlichkeit und Ernst.Hier können Sie den Film zur Einweihungsfeier anschauen.
Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hat Frau Batsheva Dagan übernommen (Jüdische Allgemeine und Yad Vashem). Sie ist eine Überlebende von Auschwitz, Ravensbrück und anderen Konzentrationslagern. Ihre Lebensbotschaft „Ich will die Kette des Hasses durchbrechen“ hat sie in mehreren Büchern veröffentlicht. Als eine solche Lebens-Botschafterin wird sie in zahlreiche Länder eingeladen, dabei immer wieder nach Deutschland. Frau Dagan wurde von Frau Prof. Dr. Sigrid Jacobeit/ Humbold-Universität zu Berlin begleitet. Frau Jacobeit war bis 2005 Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Frau Dagan hat im Rahmen unserer Veranstaltung am nächsten Tag einen Vortrag am Goethe-Gymnasium in Bensheim gehalten und war mit Schülern ins Gespräch gekommen. Bei der Veranstaltung war vermittelt durch das Goethe-Gymnasium eine Schulklasse aus Haifa zu Besuch.
Programm der Feier
Redebeiträge:Frau Batsheva DaganHerr Greiling (Deutsch-Israelische Gesellschaft , Rhein-Neckar)
Landrat Engelhardt (Kreis-Bergstraße)
Bürgermeister Richter (Bensheim)
Heinz Löffler (Goethe Gymnasium)
Thomas Zieringer (Verein Friedensmal Wendepunkt e. V.)
Schriftliches Grußwort von Egon Bahr, Prof. Dr. Bundesminister a. D.
Schriftliches Grußwort von Dr. Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland
Die bekannte Sängerin Dganit Daddo aus Tel Aviv singt im Friedensmal zur Einweihung jüdische Lieder.
Musik zur Einweihung
Die Friedens- und Freiheitsstätte wurde mit dem Lied "Shir Hama'alot" eingeweiht. Es ist eine Vertonung von Psalm 126. Der Barde Eloas Lachenmayer erstellte dazu die deutsche Version "ein Lied im höheren Chor". Dganit und Eloas trugen zusammen das Lied in hebräisch und deutsch vor.
Rede zur Einweihung von Thomas Zieringer
Ein Ort der Erinnerung und Meinungsfreiheit: Mut zur Verantwortung und freiem Denken
Vielen Dank an alle, die uns geholfen haben, dass dieses Fest hier möglich wurde.
„Kann man diese Vergangenheit nicht endlich mal ruhen lassen ? Es war sehr schlimm aber es ist schon lange vorbei“ - war ein Kommentar auf Facebook zu dieser Veranstaltung. Wir wollen aber mit diesem Begegnungsfest gerade ein Zeichen des Lebens setzen, das über den Kreis der hier Anwesenden hinaus wirkt.
In der Mitte vom
Auf dem Jerusalem Erinnerungsstein am Wege ist zu lesen „Yerushalayim, (...) dass wir unseren Halt nicht hinter Zäunen der Ideologie suchen“. In Deutschland haben wir in der Vergangenheit sehr böse Erfahrungen mit der Gefangennahme in Ideologien gemacht. Freiheit bedeutet aber zu allererst in der Lage zu sein, frei denken zu können; es sich zu wagen jegliche Ideologie zu hinterfragen. Dafür braucht es Mut in andren Bahnen zu denken, Mut zum Ausdruck und es braucht den freien Austausch von Meinungen. Wie sieht es also aktuell aus mit der Meinungsfreiheit in unserem Land?
Ich werde nun ein Plädoyer des Autors Joachim Kuhnle zur Meinungsfreiheit vorlesen und damit auch diese Veranstaltung was die Reden angeht beenden. Im Anschluss werden wir ein Konzert von ca. 1 Stunde von Dganit Daddo und Yuval aus Tel Aviv, die in Hebräisch singen, und von Eloas Lachenmayr vom Bodensee, der in Deutsch singt, hören. Sie werden jeweils abwechselnd spielen, so dass das was die Lieder an Seelenschwingung erzeugen miteinander wirkt. Ich wünsche viel Freude und ein gutes Nachhausekommen.
Plädoyer für die Meinungsfreiheit
Sie machen sich eigene Gedanken. Sie haben keine Angst, wegen Ihrer Meinung von der Mehrheit ausgegrenzt und isoliert zu werden, sondern vertreten selbstbewusst Ihren Standpunkt. Sie sind stets kritisch und hinterfragen die Praxis der Mächtigen in Staat und Gesellschaft. Durch Drohungen lassen Sie sich nicht einschüchtern. Sie sprechen Klartext und vertreten Ihre Interessen und die Interessen der Ihnen Nahestehenden. Sie sind freundlich zu Ihren Mitmenschen, auch wenn diese andere Ansichten vertreten. Sie weisen höflich darauf hin, dass Sie die Sachlage für sich anders sortieren, und begründen Ihren Standpunkt. Auch wenn Sie wissen, dass Ihr Gegenüber auch ganz ohne Argumente (nur mit Drohungen und Moralkeulen) überzeugen kann, machen Sie ihm dies nicht zum Vorwurf, sondern Sie fragen einfach nach.Sie fragen Ihr Gegenüber, ob es ausschließlich Menschen akzeptieren möchte, die genau seine Ansichten vertreten. Sie vertreten offensiv Ihre Standpunkte auch in der Öffentlichkeit und ermuntern andere, ebenfalls ihre individuellen Ansichten offen zu vertreten. Sie empfinden die Meinungsvielfalt als Bereicherung und befürworten keinen Konsens, sondern den Disput. Sie stellen sich schützend vor Minderheiten, auch wenn Sie nicht deren Meinung sind. Wenn Sie die Voraussetzungen erfüllen, können Sie ein freies und selbstbestimmtes Leben führen. Sie tragen entscheidend zur Meinungsfreiheit bei und schützen damit die Gesellschaft vor Versklavung und Diktatur. Sie sind nicht anfällig für Manipulationen und sind geschützt vor Beteiligung an unmenschlichen Verbrechen. Sie sind ein souveräner Bürger.“
Noch wenige Sätze zum Abschluss von mir: Ich wünsche mir, dass dieser Ort als ein Symbol der Freiheit wahrgenommen wird. Hier soll man sich bewusst darüber sein, dass Freiheit nicht bestehen bleibt, wenn niemand dafür die Verantwortung tragen will. Bitte sagen Sie offen Ihre Meinung und engagieren sie sich für die Freiheit. Ich wünsche mir, dass immer wieder Menschen an diesem Ort für die Freiheit reden wollen.
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Lesen Sie hier einen ausführlichen Bericht über die Einweihungsfeier mit vielen interessanten Bildern und Erklärungen.
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