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Rezensionen zum Buch "Warum die Deutschen, warum die Juden" von Götz Aly geben eine Erklärung für die gesellschaftlichen Bedingungen, in denen eine Kontroverse ums Friedensmal überhaupt entstehen konnte, die schließlich sogar zu einem Abrissbescheid führte.
Warum die Deutschen, warum die Juden?
Rezension in „Die Tageszeitung”, 02.09.2011
Einen "etwas zwiespältigen" Eindruck hat Götz Alys Studie "Warum die Deutschen? Warum die Juden?" beim Historiker Ulrich Herbert hinterlassen. Die Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland scheint ihm der Autor höchst instruktiv zu erläutern und zu belegen, insbesondere wenn es um die Motive Neid und Missgunst der Deutschen gegenüber den Juden geht, die von ihren Feinden als Gewinner der Moderne wahrgenommen wurden. Die deutsche Sehnsucht nach Gleichheit und die Feindschaft gegenüber Individualismus auf linker wie rechter Seite kann in seinen Augen das Phänomen des radikalen Antisemitismus aber nur teilweise erklären. So wendet er ein, dass es auch in anderen europäischen Staaten die Forderung nach Beseitigung sozialer Ungleichheiten gab, ohne dass dies mit Antisemitismus verbunden war. Des Weiteren weist Herbert auf die hohe Zahl von armen Juden hin, denen gegenüber Neid und Missgunst als antisemitische Motive nicht taugen. Generell hält Herbert dem Autor vor, sein Erklärungsansatz sei zu sehr stark materialistisch ausgerichtet und vernachlässige kulturelle Motive.
Rezension in „Süddeutsche Zeitung”, 12.08.2011
Gustav Seibt hält Götz Alys neues Buch "Warum die Deutschen? Warum die Juden" für das bisher "provozierendste" des Autors. Gleichwohl hat ihn diese Untersuchung der mentalitätsgeschichtlichen Voraussetzungen von Antisemitismus und Holocaust überzeugt. Der Historiker belegt seines Erachtens mit zahllosen Quellen, wie nicht nur Untertanengeist, völkisches und rassistisches Denken, sondern vor allem Antiliberalismus, sozialstaatliches Gerechtigkeitsstreben, Neid und der Hang zum Kollektivismus und zur Sicherheit in der Gruppe den Nährboden für den Antisemitismus in Deutschland bildeten. Das Material, das Aly vorbringt - Hunderte von Belegen -, ist nach Ansicht Seibts geradezu "erdrückend", auch weil dadurch klar wird, dass die Tradition, aus denen sich der Antisemitismus speiste, weiterhin fortbestehen.
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