Kapitel: Medien / Die Kommentare
Kommentare vor und in der Entstehung des Friedensmals
Kommentar einer Besucherin
Es ist ein Platz der Stille, der Besinnung, der inneren Einkehr... - es ist ein Kraftplatz, es ist ein ganz besonderer Platz. Das kann man allerdings nicht mit dem Kopf erspüren und erkennen, nein, das geht nur mit dem Herzen. Wir Menschen sind dazu aufgerufen uns langsam mal auf diesen Weg zu begeben. Ein chinesisches Sprichwort sagt „Kein Weg ist länger, als der Weg vom Kopf zum Herzen“ Aber letztlich wird jeder dort ankommen, es ist nur eine Frage der Zeit.
Ich bin sehr gerne hier und ich beobachte sehr oft, dass die Menschen innehalten. Fußgänger bleiben stehen, Fahrradfahrer steigen ab, sie verweilen einige Minuten und schauen auf das Mal, viele setzen sich auch auf die Bänke. Es wird ganz offensichtlich angenommen. Ich bin dem Initiator und allen anderen, die an der Entstehung dieses Platzes mitgewirkt haben, sehr dankbar. Machen Sie bitte einfach weiter so, denn es gibt sehr viel mehr Menschen, denen dieser Platz gefällt und gut tut, als sie glauben. (Sigrid)
Egon Bahr
„Das Friedensmal nach 50 Jahren der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ist die überzeugend gelungene Darstellung einer Idee. Bundeskanzler Willy Brandt hat sie in die Worte gefasst: „Frieden ist nicht Alles, aber ohne Frieden ist alles Nichts“. Wer das Denkmal in dieser Landschaft umrundet und der Aufforderung: „denk mal!“ folgt, wird manche Bereicherung und Perspektive für das eigene Leben entdecken. Das ist jedem Besucher zu wünschen.”
Mit freundlichen Grüßen, Egon Bahr, Berlin den 15. Juli 2015
Dr. Otto v. Habsburg
"Ohne den Beitrag der Juden hätten weder unsere mitteleuropäische Kultur noch das christliche Abendland insgesamt entstehen können. Gerade wir Christen verdanken den Juden sehr viel. Das Alte Testament, also ein wesentlicher Teil unserer Heiligen Schrift, ist das Fundament, auf dem wir stehen. Der christliche Glaube wurzelt in der Geschichte des Volkes Israel …" (Otto von Habsburg im Organ der deutschen Sektion der Paneuropa-Union 1991, Artikel: „Fundamentalistisch oder gläubig?”)
Ephraim Kishon
Ludwig-Maximilians-Universität MünchenGeschwister-Scholl-Institut
Pof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a. D.
Lehrstuhl für politische Theorie und Philosophie
Sehr geehrter Herr Zieringer,
unterdessen habe ich Zeit gefunden das interessante Projekt, das Sie entwickelt haben, anzusehen.
Es ist ein sensibles Projekt und es regt zum Nachdenken an. Ich wünsche Ihnen bei seiner weiteren Verfolgung viel Erfolg, füge aber hinzu, dass ich zu diesem Erfolg nicht beitragen kann, da ich kulturpolitisch keine Verantwortung mehr trage.
Mit herzlichen Grüßen
Julian Nida Rümelin, 13. 1. 2005
Diese Referenzen und Kommentare zeigen den Weg einer Idee für die Berliner Mahnmal-Debatte zur Verwirklichung in Bensheim. Die Kommentare sind umgekehrt chronologisch geordnet. - Das
Friedensmal ruft zur Verantwortung auf. Dass wir uns im Zusammenleben nie nachlassend und mutig um Frieden und Freiheit mühen, die auf Gerechtigkeit beruhen, sei aus einer dunklen Vergangenheit zu lernen.Erste Kommentare
Im Jahr 1998 hatte ich ein Buch über eine neue "Perspektive fürs Leben" in der deutschen Erinnerungskultur geschrieben. Der Titel: "Wendepunkt - die Vision einer neuen Menschlichkeit". Es wurde im Jahr 1999 als ein Beitrag zur Berliner Mahnmal-Debatte veröffentlicht. Obgleich ich in einem freien Land lebe, gab es eine große Übereinstimmung in allen relevanten Medien, keine neue Perspektive bei dem Thema überhaupt bekannt zu machen. Ich hatte eine PR-Agentur engagiert, die in Berlin gut etabliert war. Dort gab man mit der Begründung auf: "Wir haben noch nie vorher eine solche Blockade erlebt".
Drei kurze Kommentare von Presseleuten möchte ich Ihnen vorstellen:
"Sie werden keinen Erfolg haben. Ihr neuer Ansatz ist zu anspruchsvoll für die heutige deutsche Medienwelt". Chefredakteur einer Lokalzeitung,1998
Präsident des internationalen Auschwitz Komitees
Deutschland, Stern 4/1999, Seite 121]
Friedman lag und liegt übrigens bei seiner Einschätzung falsch. Nicht "die Deutschen" können es nicht, die deutsche Politik und die deutschen Medien heute erlaubten es nicht.
Kommentar der Autorin Urusla Roeder-Wolf
Viel wurde inzwischen über die Erstellung eines nationalen Holocaust-Mahnmals im Herzen Berlins diskutiert. Die Wunden, die auch dem Tätervolk geschlagen und eingebrannt wurden, ließen offenbar keine für alle Sensibilitäten gerechtwerdende Lösung zu. Sicherlich hat das etwas mit einer noch zu großen Nähe der älteren Menschen zu tun. Und nun wird wie aus 'heiterem Himmel' eine sehr denkwürdige, interessante Gestaltungsidee von einem Vertreter der Enkelgeneration gebracht, und damit sollte man sich allen Ernstes beschäftigen, denn es leuchtet ein, daß diese Nachfolgegeneration unbehafteter reagieren kann.Der Vorschlag von Thomas Zieringer bietet eine unwahrscheinlich schlüssige Denkmalgestaltung an, die entgegen moderner Zeit-Monumente eine Mahnmalstätte entwickelt, die ineinandergreifende Vorgänge in den verschiedenen Ringen deutlich macht und sie in Bezug zu einer fließenden Bewegung setzt, in der nicht nur der Tod und das Grauen bzw. die Erstarrung zum Ausdruck kommen, sondern auch die andere lichte Polarität, in die der Mensch bei seiner Geburt gestellt wird, und aus der heraus er Auswege, Sühne in Demut und Hoffnung finden kann.
Wir müssen diese Sicht der jungen Menschen sehr begrüßen und bedenken, daß das, was wir heute bauen, vor allem zum Wohle unserer Kinder gebaut werden sollte. Wenn wir Mahndenkmäler setzen wollen, dann sollte diese Enkelgeneration einen verständlichen Zugang zu dem Denkmalinhalt finden können und eine Hilfe bekommen für ihre eigene Lebensbewältigung. Wir müssen ihr Mut machen, Mut für eine gute und tröstliche Zukunft, und wir müssen ihr das Vertrauen vermitteln, daß sie mündige Lebensträger für eine gerechte und gute Welt sind.
Durch die von Thomas Zieringer in Unruhe und Aufregung durchgearbeitete Vision seines Friedensmals erfahren wir die gute und richtige Wegweisung zur Lösung innerer Probleme, Verklemmungen und Schwierigkeiten und gerade, weil er das Friedensmal direkt und unmittelbar vom allumfassenden Individuum Mensch her aufrollt und die Volksverirrungen mit den in jedem Menschen angelegten polaren Naturen erklärt, die einen Menschen einmal durch unverarbeitete Verletzungen, Kränkungen, Minderwertigkeitsgefühle etc. zum kranken Wesen oder mit der Kraft der Liebe zu einem gesunden, heilen Wesen machen, kann man bei seinem Friedensmal von einer gelungenen Symbiose sprechen: es ist eine würdige Erinnerungsstätte des vergangenen Holocausts und ein stiller Meditationsplatz für Menschen jeden Alters, die Antworten suchen bei ihrer eigenen Lebensherausforderung.
Es war trotz großen Einsatzes nicht möglich die Blockade zu durchbrechen. In der Folge löste sich das Projekt vom Thema der Berliner Holcaust-Mahnmal-Debatte und ich versuchte mit der Sprache der Kunst diese Blockade zu adressieren. So entstand schließlich das Friedensmal im Garten der Freiheit, der ihm den Raum gibt.
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