Link: Film zur Einweihung
Anmerkung: In den ersten 3 Jahren der Existenz des Steins mit der Inschrift "Yerushalayim" war sein Name "Jerusalem Erinnerungsstein". Er diente als Grenzstein. Dann wurde daraus mit der Einweihung des gesamten Denkmals der "Stein der Begegnung". - "Yerushalayim" heißt auf deutsch "Jerusalem". Dieser Stein markiert die äußere Grenze des Denkmal-Geländes. In dem Namen liegt die Bitte an die Gesellschaft um das achtsame Erkennen und den guten Umgang mit dem was durch das Denkmal in der Welt greifbar geworden ist.
Grußwort des Frankfurter Rabbiners Andrew Steiman
Aus dem Talmud, Traktat Kidushim: „10 Maße Schönheit kamen in die Welt herab; 9 erhielt Jerusalem und 1 Maß die ganze Welt”.
Jerusalem ist mehr als ein Ort, Jerusalem ist ein Zustand der Schönheit. Jerusalem ist überall dort, wo Schönheit ist. Nun ist auch etwas davon bei Ihnen in Bensheim; und Bensheim kann damit auch in Jerusalem sein, wenn es will.
Um in das Jerusalem von oben zu gelangen, muß man durch das Jerusalem von unten. Diese Möglichkeit hätte nun jeder in Bensheim. In Jesaja heißt es: „Schmücke dich herrlich, Jerusalem.”
Jeder Jude, der in die Synagoge geht, kennt den Spruch des Jesaja: „Denn von Zion wird Weisung (Tora) ausgehen und das Wort G*ttes von Jerusalem.”
Der Prophet Sacharia meint: „Es sollen sitzen auf den Plätzen Jerusalems Männer und Frauen und die Stadt soll voll sein von Kindern, die dort spielen.”
Mit diesen Gedanken will ich enden, denn es drückt eine Zukunft aus, wenn Sie die Kinder sehen möchten, die dort spielen. Wir reden am Ende eines jeden jüdischen Festes von der Zukunft und wir beenden das Fest mit den Worten: Nächstes Jahr in Jerusalem.
Finden Sie selbst heraus, ob Sie das Jerusalem unten oder das oben oder das hier in Bensheim meinen. Das ist Jerusalem alle Mal wert, das ist man sich selbst alle Mal wert.
Pressemeldung: Jerusalem Erinnerungsstein eingeweiht
Am 21. Oktober 2012 wurde um 15.00 Uhr der Jerusalem Erinnerungsstein am Friedensmal in Bensheim-Hochstädten eingeweiht. Mitglieder des Odenwald-Wanderclubs brachten den evangelischen Pfarrer Christoph Mohr von einer Veranstaltung eines Totengedenkens am Teufelsstein auf einer kurzen Wanderung zum Friedensmal für eine Feier des Lebens. Viele Besucher hatten sich bereits eingefunden. Es lag Nebel über der Landschaft. Gesine Habermann und Christian Treumann tanzen auf Hochstelzen in engelsgleichen Kostümen zur Musik „Borchi Nafshi Et HaShem” (gesegnet sei Gott, meine Seele) von Shlomo Carlebach im äußeren Ring vom 26 m weiten Friedensmal am Ort.
Die dunkle Seite des Erinnerungssteins, die einem ehemaligen Arbeitslager zur Rüstungsproduktion im 2. Weltkrieg zugewandt ist, wurde mit einem Strauß Blumen vor der Inschrift: „Wo sich Staub zu Licht wandelt” und einer Ansprache des Initiators des Projektes, Thomas Zieringer, eingeweiht. Unsere Geschichte zu achten, sei die eine Seite. Die andere Seite sei die Zukunft, die wir dadurch gestalten, wie wir das Leben in der Gegenwart führen. Deshalb müssen wir uns mühen, das Positive einzubringen, dass die dunkle Geschichte, Geschichte bleibt. Zieringer machte deutlich, dass es sein Wunsch als Künstler sei, dass sich der Besucher persönlich angesprochen fühle. Jeder dürfe Krieg und Gefangenschaft, die er selbst als Mensch in unserer Gesellschaft erfährt, in dieser dunklen Seite des Erinnerungssteins erkennen.
Die Inschrift „Wo sich Staub zu Licht wandelt” weist auf das Friedensmal, das dem inneren Frieden und der Freiheit von Anhaftungen und mentalen Illusionen gewidmet ist. Es zeigt den Baum des Lebens, der einen dunklen Ring, der für den entfremdeten Verstand steht, durchbricht und von einer Tanzfläche für den „Tanz des Lebens” umrahmt wird. Das Friedensmal dient als Brücke zur hellen Seite des Erinnerungssteins, der dem äußeren Frieden und einem Leben in Freiheit gewidmet ist. Die Besucher gingen nun vom Erinnerungsstein aus in das nur wenige Meter entfernte Friedensmal in die „Krone des Lebensbaums”. Von dort aus - im Zeichen der Blüte des Lebens in seiner Mitte - weihte der junge Musiker Clemens Limp den Jerusalem Erinnerungsstein am Weg mit der Melodie „Jerushalayim Shel Zahav - Jerusalem aus Gold”, die er alleine auf seiner Geige in sonst völliger Stille spielte, ein.
Dann gingen alle Beteiligten zurück zur anderen "lichten" Seite des Erinnerungssteins. Auf dieser ist zu lesen: „Yerushalayim (hebr. Für Jerusalem, d. h. Stadt des Friedens) - Ein Ruf voller Liebe für die Freiheit des Menschen. Dass wir die Zäune im Miteinander überwinden und unseren Halt nicht hinter Zäunen der Ideologie suchen." Thomas Zieringer las ein Grußwort des Frankfurter Rabbiners Steiman vor: „Jerusalem ist überall dort, wo Schönheit ist…”
Der Himmel öffnete sich, der Nebel schwand, die Sonne brach durch die Wolken und tauchte die Landschaft in goldenes Licht. Nach den Reden von Stadtrat Oliver Roeder, Kreisbeigeordnetem Kurt Knapp in Vertretung des Landrats für den Kreis Bergstraße und von Markus van Kempen für den Ortsbeirat Hochstädten, erzählte Pfarrer Christoph Mohr in eindringlichen Worten, was Jerusalem für ihn bedeutet. Es sei eine Vision einer Welt, in der die Menschen ihre persönliche Beziehung zu Gott erfahren und Kirchen keine festen Orte mehr brauchen, denn der Friede wohne in den Herzen der Menschen. Dann begann die offene Veranstaltung; eine Feier des Lebens, der Freude, des Miteinanders und der Schönheit, denn das bedeutet Yerushalayim.
Die Stelzenläufer tanzten vor dem Erinnerungsstein zu einer Melodie von Shlomo Carlebach. Später griffen einige Besucher spontan zu Ihren Musikinstrumenten. So war auch Friedensmusik aus der Hippie-Zeit zu hören. Ein Besucher war so berührt nach der Feier, dass er lange um den Kreis des Friedensmals ging und Hinne Ma Tov Uma Na'im (wie schön ist es wenn Brüder friedlich zusammen leben) auf seinem Saxophon spielte. Der Himmel hatte sich nun ganz geöffnet und war blau. Die Sonne schien bei warmen Temperaturen im Herbst.
Dies war die 2. Einweihung bei der Entwicklung des Denkmals. Die erste Einweihung war am 17. Mai 2012. Dort wurde das Thema mit der Blüte des Lebens in der Mitte vom Baum des Lebens gesetzt: der Mensch zwischen Himmel und Erde. Mit dem Jerusalem Erinnerungsstein (später: "Stein der Begegnung") wurde die 2. Einweihung der Auseinandersetzung mit dem Unfrieden in der Welt und der Friedenshoffnung von Yerushalayim gewidmet. Ausblick: Mit der 3. Einweihung, die für die Integration steht, wird später noch die fertig gestellte Friedens- und Freiheitsstätte in Bensheim als "Jerusalem Friedensmal" eingeweiht werden.
Am 30. Oktober 2012, nur 9 Tage nach der Einweihung, wurde der Jerusalem Erinnerungsstein entwürdigt.
Es gibt nichts Schlimmeres als aktive Ignoranz (Johann Wolfgang von Goethe).
Anmerkung: Dieser Bericht erschien in dieser Form im Bergsträßer Anzeiger und anderen Zeitungen am 25. Oktober 2010.
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