Jerusalem am Rhein

Der Blick vom Friedensmal in die Rheineben mit Worms am Horizont (22 km), das "Jerusalem am Rhein" im Hochmittelalter.

Kapitel: Über den Ort / Jerusalem am Rhein

Der gesamten Gestaltung bestehend aus dem Friedensmal im Garten der Freiheit und dem Stein der Begegnung an seiner Grenze war am 22. März 2013 auf der Titelseite der Jerusalem Post der Name "Jerusalem Friedensmal" gegeben worden. Erst einige Jahre später erfuhr ich von einer neuen Initiative der Städte Worms, Speyer und Mainz, die sich bei der UNESCO für die Anerkennung ihrer jüdischen Vergangenheit als Weltkulturerbe beworben hatten. Dieses jüdische Erbe war mir vorher nicht bekannt gewesen. Vom Friedensmal aus auf der Anhöhe schaut man auf dieses Gebiet, das sogar als "Jerusalem am Rhein" bezeichnet wird; was für eine Fügung! Mit einem Mal bekam der Name, den ich aus der inneren Bedeutung des Denkmals gefunden hatte auch eine äußere Bedeutung durchs Leben selbst zugewiesen.

Da der Name 'Jerusalem Friedensmal' weder in der Politik und den Verwaltungen, noch in den christlichen oder jüdischen Organisationen angenommen wurde, erhielt das Denkmal im 26. Jahr seit Projektbeginn den universelleren Namen 'Friedensmal' zurück, mit dem das Projekt im Jahr 1998 begann. Damit wurde das Projekt auch auf eine interreligiöse Ebene mit einer universalen Botschaft gehoben. Die Beziehung zum 'Jerusalem am Rhein' wird nun über den '(Jerusalem) Stein der Begegnung' gestaltet, an dem auf den Informationstafeln auf diese jüdische Geschichte in Deutschland eingegangen wird.



Jerusalem am Rhein - eine jüdische Geschichte

Diese Stätte der Einkehr liegt am Europäischen Fernwanderweg auf einer Anhöhe bei Bensheim, Süd-Hessen. Von hier aus blickt man in die Rheinebene mit der Stadt Worms, wo sich einst das Jerusalem am Rhein befand.

Der Baum des Lebens im Friedensmal ist mit seiner Wurzel nach Jerusalem im Osten ausgerichtet. Im Zentrum der "Baumkrone" ist die Blüte des Lebens. Schaut man von der Blüte des Lebens aus nach Westen zwischen den beiden Hügeln in die Rheinebene, so sieht man die Silhouette der Stadt Worms (22 km) mit ihrem großen Dom am Horizont. Worms ist die geographisch mittlere der Rheinstädte Städte Speyer, Worms und Mainz. Aufgrund ihrer zentralen Bedeutung für die jüdischen Gemeinden in Mitteleuropa gelten sie als Geburtsstätte der aschkenasisch-jüdischen Kultur im Hochmittelalter und sie werden auch als Jerusalem am Rhein (Film, ZDF, 45 Minuten) bezeichnet.

In jüdischen Quellen werden die drei Städte Speyer, Worms und Mainz nach den Anfangsbuchstaben ihrer lateinischen Namen SchUM Städte genannt. Durch Verfolgung der Juden und Zerstörung ihrer Gemeinden im Rahmen der Kreuzzüge ging die SchUM-Kultur zugrunde. Das wurde in der modernen jüdischen Geschichtsschreibung auch als erster Fall eines Antisemitismus dargestellt, der nie zu vergessende Ereignisse schuf und dessen Höhepunkt die Shoa war (Referenz).


Jerusalem am Rhein - nah
Zwischen den beiden Hügeln ist in der Mitte des Bildes ist der Dom von Worms oft mit bloßem Auge zu sehen.

Das Friedensmal ist ein positives Beispiel einer vorwärts gerichteten Gedenkkultur. Eine Zukunft in Würde und Freiheit gibt es, wenn wir uns der Vergangenheit stellen. Es bedeutet mit der Vergangenheit Frieden zu schließen, weil eine Verantwortung daraus in der Gegenwart ins Leben findet. Im Bezug auf die SchUM-Städte sieht man die sich lange Zeit in der Geschichte spiegelnden Zusammenhänge. Dieses Projekt geht zurück bis zu den Gründen. Bereits die Anfänge der deutsch-jüdischen Geschichte brauchen Anerkennung und Frieden.



Jerusalem am Rhein - ganz nah

Blick von der Blüte des Lebens aus in der Mitte des Friedensmals. Mit einem Fernglas wird der Dom gut sichtbar.

Das schwer Auszusprechende in der Beziehung Deutschlands zum Judentum im eigenen Land reicht weit zurück. Die SchUM-Kultur in den Rheinstädten Speyer, Worms und Mainz war von so großer Bedeutung, dass die damit begründete aktuelle Bewerbung dieser Städte für den Titel „Weltkulturerbe” angemessen erscheint. Auf dem Weg nach Jerusalem in Israel zogen im Jahr 1096 christliche Kreuzritter durch die SchUM Städte, dem ehemaligen „Jerusalem am Rhein”. Juden, die nicht bereit waren zum Christentum überzutreten wurden niedergemetzelt. Die Kreuzritter hinterließen eine Spur der Verwüstung. Es gab auch in der folgenden Zeit immer wieder Pogrome gegen Juden, so geschehen kurz nach dem 3. Kreuzzug im Jahr 1195, sowie in den Jahren 1282 und 1343 (Referenz). Erwähnt werden müssen auch die Pogrome in den Jahren 1348 bis 1351 in Deutschland zur Zeit der Pest, die man „den Juden” anlastete, weil sie Brunnen vergiftet hätten. Wegen einer besseren Hygiene auf Grund ihrer religiösen Vorschriften waren Juden sehr viel seltener erkrankt.


Mehr Informationen  über die SchUM Städte Speyer, Worms und Mainz




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