Der Garten der Freiheit ...als Rahmen für das Friedensmal

Kapitel: Sinnbild / Garten der Freiheit

Bild: Mit zwei Engelsflügeln umrahmt der Garten der Freiheit das 26 m große Friedensmal in seiner Mitte, das den inneren Weg symbolisiert. An der Grenze des Gartens zum europäischen Fernwanderweg Nr. 8 (der Weg durch die Welt) befindet sich der Stein der Begegnung mit der Aufschrift „Yerushalayim“ auf der „Seite der Hoffnung“. Auf seiner anderen Seite wird das Leiden der Vergangenheit und der Gegenwart angesprochen. Darunter zeigt ein Schieferstein im Boden mit der Aufschrift „Wo sich Staub zu Licht wandelt“ in Richtung des Friedenmals. Auf der Eingangsstufe des Friedensmals ist zu lesen: „Erkennet das Heilige in eurer Mitte“. Geht man um den Kreis des Friedensmals kommt man doch immer wieder an der gleichen Stelle an. Man dreht sich solange um sich selbst, bis man innehält und in die Mitte in den Baum des Lebens tritt. Dort im Zentrum findet man die Inschrift „Chai“, das heißt „lebendig“.

Für eine Kultur der Freiheit

Vorwort: Der Garten der Freiheit, der für eine Kultur der Freiheit in Deutschland steht, bildet den Rahmen des Friedensmals. Das ermöglicht einen Kontakt mit der Umwelt, sogar wo heute Mahnmale auf Grund ihrer Anzahl und ihrer Formensprache bereits Abwehr hervorrufen: wir finden wieder eine Sprache miteinander. Inmitten des Gartens der Freiheit steht das Friedensmal, das als zentrales Element die Vielfalt der Themen bündelt, die in diesem Text behandelt werden. Von der Bedeutung des Friedensmals über die Rolle des Gartens der Freiheit bis hin zu den universellen Fragen von Freiheit und Verantwortung – dieser Text lädt Sie ein, die verschiedenen Facetten des Friedensmals zu erkunden. Dabei werden wir uns nicht nur mit der äußeren Gestaltung, sondern auch mit der tieferen Bedeutung und den geistigen Hintergründen dieses besonderen Ortes befassen.


Freiheit und Grenzen

Dieses Kapitel ergründet die komplexe Beziehung zwischen Freiheit und Grenzen, und wie diese im Konzept des 'Gartens der Freiheit' zusammenwirken. Es wird erläutert, was das deutsche Wort Freiheit ursprünglich bedeutete und dass der Begriff mit Liebe und Schutz verbunden war. Wie sind Freiheit und gesunde Grenzen miteinander verknüpft? Die Inschrift auf dem Stein der Begegnung wird erklärt und wie sie zur Förderung von Freiheit und Respekt einlädt. Es wird gezeigt, wie Freiheit und Grenzen in einem „Garten der Freiheit“ zusammenkommen und so eine Atmosphäre des gegenseitigen Verstehens und des Schutzes schaffen. So wie nämlich der physische Garten durch seine Gestaltung und Begrenzung einen Raum der Freiheit schafft, so soll auch unsere Gesellschaft durch bewusste Gestaltung ihrer Werte und Normen eine 'Kultur der Freiheit' ermöglichen.


Was das Wort Freiheit bedeutet

Das Wort Freiheit hat im Deutschen vom Wortsinn ursprünglich mit Liebe zu tun. Den Menschen, die man liebte, gab man Schutz und das Recht auf Unabhängigkeit. Gemeint war damit dann auch damals im germanischen Stamm bei „den Freien“ ein Dienst aus Liebe statt auf Grund von Zwang. Interessant ist, dass es im ursprünglichen Verständnis des Wortes keinen Widerspruch zu abgegrenzten Räumen des Schutzes und der Schonung gab; vielmehr sind sie mit der Freiheit verbunden. Hier finden Sie eine kurze linguistische Abhandlung zum Wort Freiheit. Was ist also nötig, dass der Mensch frei und selbstbestimmt leben kann? Was macht unser mentales und emotionales Gefängnis aus?


Garten der Freiheit mit Friedensmal und Grenzstein

Elf große Steine im dunklen Ring im Friedensmal symbolisieren die Blockaden und Verstrickungen, die auf dem Lebensweg des Menschen zu sich selbst zwischen ihm und seiner Freiheit stehen. Die unfreien Menschen sind identifiziert mit ihren Verstrickungen und bewirken genau dadurch, dass die Welt so sein kann wie sie heute ist. Die Befreiung aus den Verstrickungen symbolisiert im Friedensmal als zentrales Element der Baum des Lebens. (Die Wurzeln hat der „Baum des Lebens“ in der Erde und die Äste im Himmel. Er verbindet also Himmel und Erde, Geist und Materie. Das steht für den durchgeistigten Menschen in dessen Wesen eine Befreiung  zum Leben hin wirkt.) Auch die Gesellschaft ist gefangen in ihren Verstrickungen und muss sich ihnen stellen.

„Frei sein heißt zum Freisein verurteilt sein.“ (Sartre)


Gesunde Grenzen - die Inschrift auf dem Stein der Begegnung

„Yerushalayim - ein Ruf voller Liebe nach Freiheit für den Menschen. Dass wir die Zäune im Miteinander erkennen und unser Leben nicht im Vergangenen suchen” - lautet die ganze Inschrift auf dem Stein der Begegnung. Es ist ein Ruf der Sehnsucht nach Freiheit und Frieden und nach einem von Respekt geprägten Umgang der Menschen miteinander. Es bedeutet gerade nicht in einer Ideologie der Grenzenlosigkeit verhaftet zu sein, in der sich die geschützten Räume, die Freiheit geben, auflösen. Grenzen werden wahrgenommen und geachtet. So können wir uns in einem Gefühl der Sicherheit und des guten Umgangs miteinander näher kommen. Wir überwinden also Zäune, ohne sie einzureißen.


Zaun am Jerusalem Grenzstein
Bürger aus dem Dorf Hochstädten besichtigen den neuen Gedenkstein „Yerushalayim“.


Europa findet zu sich selbst

Dieses Kapitel beleuchtet die Vision von Freiheit und Frieden in Europa aus einer erweiterten Perspektive. Es reflektiert über die Bedeutung des europäischen Friedensprojekts im Kontext historischer Erfahrungen und aktueller Herausforderungen. Dabei wird die Notwendigkeit einer tiefgreifenden spirituellen Erneuerung hervorgehoben, die bei jedem Einzelnen beginnt. Es wird gezeigt, wie die Ideen von Freiheit und Frieden von hier in die Welt getragen werden, indem sich jeder Mensch selbst auf den inneren Weg macht. Das Friedensmal dient dabei als Inspiration und Symbol für diesen persönlichen Transformationsprozess, ohne den eine wahrhaftige gesellschaftliche Erneuerung in Europa nicht möglich ist.

Europas Friedensvision

Die Freiheits- und Friedensstätte am Europäischen Fernwanderweg Nr. 8 symbolisiert die Verbundenheit der europäischen Völker und erinnert daran, dass Frieden und Freiheit aktives Engagement erfordern. Das 'Friedensprojekt Europa', entstanden als Lehre aus den Schrecken des 20. Jahrhunderts, verleiht der deutschen Politik eine besondere Verantwortung für Frieden und Freiheit in Europa und der Welt. Diese Verantwortung umfasst die Förderung demokratischer Werte und Rechtsstaatlichkeit, das Engagement für Menschenrechte und Minderheitenschutz, die Unterstützung europäischer Integration bei gleichzeitiger Wahrung kultureller Vielfalt sowie eine aktive Friedenspolitik und Konfliktprävention.

Gleichzeitig gilt es, die Gefahr einer von oben verordneten, potenziell totalitären Ideologie einer grenzenlosen Einheit zu erkennen, die als Gegenreaktion zu Spaltung und Nationalismus führen könnte. Ein gesunder Weg könnte in der Besinnung auf das gemeinsame Wertefundament der
europäischen Nationen liegen: die Würde des Menschen, Freiheit und Verantwortung, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Solidarität und Subsidiarität sowie kulturelle Vielfalt bei gleichzeitiger Einheit in grundlegenden Werten.


Ein Weg zu höherem Bewusstsein

Diese Werte, tief im christlich-jüdischen Erbe Europas verwurzelt, bilden zwar die historische Grundlage der europäischen Völker, doch steht Europa heute vor der Herausforderung eines zunehmenden Verlusts dieser traditionellen Glaubensformen und Werte. In dieser Situation liegt die Zukunft Europas nicht in dem Versuch, vergangene Formen zu bewahren oder oberflächlich anzupassen, sondern in einer tiefgreifenden spirituellen Erneuerung. Wie der Theologe Karl Rahner prophetisch erkannte: 'Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, oder er wird nicht sein.' Diese Einsicht weist den Weg zu einem höheren Bewusstsein, das die Grenzen traditioneller Religionen transzendiert und gleichzeitig ihre tiefsten Wahrheiten bewahrt und vertieft. Es geht um eine Spiritualität, die nicht auf äußeren Gesetzen und Zwängen beruht, sondern auf einer inneren Ethik und direkten Erfahrung des Göttlichen.

Das Friedensmal symbolisiert genau diesen Weg: Es zeigt eine Ebene der Mystik, die über einzelnen Religionen steht und dadurch erst wahren Frieden zwischen ihnen ermöglicht. Hier liegt die Chance für Europa, gemeinsam in dieses höhere Bewusstsein hineinzuwachsen und dabei die alten christlichen Glaubensbilder zu transzendieren, ohne ihre wesentlichen Werte zu verlieren. Dieser Weg bedeutet nicht die Überwindung, sondern die Vertiefung und Befreiung christlicher Werte. Er führt zu einer authentischeren, erfahrungsbasierten Spiritualität, die den Menschen befähigt, in direktem Kontakt mit dem Göttlichen zu leben. So kann Europa, auf dem Fundament seiner reichen spirituellen Tradition, eine neue Einheit in einer höheren Dimension des Bewusstseins finden.


Auf dem Weg der Freiheit

Es gibt viele Mahnmale, diese Friedens- und Freiheitsstätte im Geopark Bergstraße-Odenwald sei ein nächster Schritt im Frieden, hin zu einer Heilung. Das Denkmal ist an den Wanderweg in der Natur gebaut, denn auch das Leben lässt sich als eine Wanderung betrachten und für den Frieden und die Freiheit muss man sich auf den inneren Weg machen. Man findet sie nicht im Lärm und der Wichtigkeit der Welt, sondern im inneren Frieden und in der eigenen geistigen Klarheit. Das aber wirkt in die Welt. Gesellschaften wie einzelne Menschen sind immer in einer Veränderung. Das Friedensmal im Garten der Freiheit sei Erinnerung, aber auch Ermutigung und Zeichen  für die positive Veränderung hin zur Freiheit und zum Licht;  hin zum Leben.


Morgenlicht - Garten der Freiheit
Das Friedensmal am Anfang des Frühjahres früh am Morgen.


UNESCO Geopark Bergstraße-Odenwald

„Er erschien dem Moses nicht am Palast des Pharao, sondern auf dem Land am Rande des Wegs.

Wichtige Schritte im Verständnis verwirklichen sich oft in der Stille. Auch für ein Denkmal mit einigen Anspruch muss es nicht immer die politische Hauptstadt Berlin sein. Hier am Europäischen Fernwanderweg Nr. 8 wird man die Ruhe finden - jenseits des Konsumterrors und jenseits eines Hauptstadtlärms - in den Frieden mit sich zu kommen.

Das Friedensmal befindet sich im Geopark Bergstraße-Odenwald am Rande des Wegs. Für den Frieden muss man sich auf den Weg machen… Die großen Gedenksteine und die Natursteinplatten im Friedensmal sind aus Odenwald-Quarz. Dieser stammt vom nur 1,7 km entfernten Bergwerk Borstein in Reichenbach (26 Gehminuten). Es gibt insgesamt nur noch zwei Steinbrüche, wo dieses für den Odenwald charakteristische Gestein gefördert wird.

Kurzer Film mit Landschaftsbildern - Wanderung zum Friedensmal


Schlusswort

Wir haben die Bedeutung des Gartens der Freiheit und des Friedensmals erkundet und verstehen: Der Garten der Freiheit symbolisiert eine Sehnsucht nach Verbindung, Verständnis und Freiheit in einer Welt, die oft von Abgrenzung und Missverständnissen geprägt ist. Er lädt uns ein, unsere eigenen Grenzen zu erkennen und zu achten, während wir gleichzeitig die Zäune des Misstrauens und der Vorurteile überwinden. Der Garten der Freiheit ist also nicht nur ein physischer Ort, sondern ein Symbol für den geistigen und gesellschaftlichen Raum, den wir kultivieren müssen, um eine wahre 'Kultur der Freiheit' zu schaffen.

Die Inschrift auf dem
Stein der Begegnung, Yerushalayim - ein Ruf voller Liebe nach Freiheit für den Menschen,ruft nach einer Welt, in der Freiheit und Frieden Hand in Hand gehen. Sie erinnert uns daran, dass wahre Freiheit nicht in einer Ideologie der Grenzenlosigkeit liegt, sondern in der Anerkennung und Wertschätzung von gesunden Grenzen.

In den europäischen und globalen Perspektiven haben wir gesehen, wie wichtig es ist, die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und sich für Frieden und Freiheit einzusetzen. Das
Friedensmal still gelegen inmitten der Natur erinnert uns daran, dass wichtige Schritte im Verständnis oft in der Stille verwirklicht werden. Hier finden wir Ruhe und Frieden, jenseits des Konsumterrors und des Stadtlärms, um in Frieden mit uns selbst zu kommen und den Weg „mit dem Licht“ ins „Licht“ zu finden.

Möge der
Garten der Freiheit mit dem Friedensmal uns daran erinnern, dass Freiheit und Frieden ohne die Verbindung, den Respekt und die Anerkennung von Grenzen eine Illusion bleibt. Lasst uns gemeinsam an einer Welt arbeiten, in der diese Ideale von Freiheit und Frieden Realität werden, indem wir sie in unserem täglichen Leben verkörpern und anderen vorleben.




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