Gesellschaft Wege der Erneuerung

Einweihung des Friedensmals mit Schulklassen aus Bensheim, Deutschland und Haifa, Israel. Schirmherrschaft: Batsheva Dagan.

Kapitel:
Wandel / Gesellschaft


Gesellschaft und Verantwortung

Vorwort: Das Friedensmal erweitert die deutsche Erinnerungskultur und eröffnet eine globale Perspektive auf innere Befreiung und persönliche Transformation. Es schlägt eine Brücke zwischen der leidvollen und hoffnungsvollen Geschichte der Menschheit und betont die spirituelle Dimension des Friedens. Dabei verschiebt es den Fokus von Schmerz und Tod hin zu einem Fokus auf das Leben, das wir in Liebe gestalten können.

Das Friedensmal fördert die Selbstbegegnung und den Dialog, um seelische und gesellschaftliche Wunden zu heilen. Es betont die universelle Bedeutung von Beziehung und Versöhnung; denn Frieden muss in allen Kulturen und Gemeinschaften konkret werden. Es dient als Lernort für Menschen unterschiedlichster Herkunft, um die Bedeutung von Erinnerung, Begegnung und Versöhnung zu erfahren.

In einer Zeit, in der die Meinungsfreiheit - konkret auch wieder in Deutschland - bedroht ist und die Vergangenheit oft für politische Zwecke instrumentalisiert wird, mahnt das Friedensmal zur Bewahrung der Meinungsfreiheit und betont die individuelle Verantwortung für Freiheit und Gerechtigkeit. Es adressiert gesellschaftliche Spaltungen und bietet als künstlerischer Ausdruck für Leben und Freiheit neue Perspektiven.

Im Garten der Freiheit gelegen, ermutigt das Friedensmal dazu, für Freiheit, Gerechtigkeit und Leben einzustehen. Es ist ein Ort der Begegnung und der Heilung, der Menschen als Symbol weltweit dazu einlädt, Angst zu überwinden und für Freiheit, Gerechtigkeit und Leben einzustehen. Es bildet eine Brücke in einer gespaltenen Welt und trägt eine tiefgreifende soziale und kulturelle Bedeutung.

In diesem Kontext ist es besonders wichtig, wachsam zu sein. Die Instrumentalisierung der Vergangenheit kann ein Klima der Angst und Unsicherheit schaffen, das die individuelle und kollektive Freiheit bedroht. Es geht um die innere Befreiung von totalitären Geisteshaltungen, die in der Vergangenheit wirkten und auch heute noch Einfluss haben. Dies ist ein Aufruf zur Verantwortung, zur inneren Wandlung und zur Versöhnung über Grenzen hinweg.



Vergesse nicht Jerusalem (Psalm 137)

In der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und den daraus erwachsenden Lehren, erhebt das Kapitel "Vergesse nicht Jerusalem" das Friedensmal als symbolträchtiges Zeugnis einer tieferen Erinnerungskultur. Inspiriert durch Psalm 137, welcher die unverzichtbare Erinnerung an Jerusalem besingt, erweitert das Friedensmal diese Mahnung um die Aspekte von Licht, Leben und Hoffnung. Indem es über die traditionellen Erinnerungsorte hinausgeht, die oft von Schuld und Scham geprägt sind, stellt es die menschliche Würde und das Potenzial für innere Befreiung in den Vordergrund. In diesem Kapitel erkunden wir, wie durch das Friedensmal eine Brücke zwischen der Vergangenheit und einer heilenden Zukunft geschlagen wird, um nicht nur zu mahnen, sondern auch zu inspirieren und zu transformieren.


Erinnerungskultur

Das Friedensmal zeigt im Bewusstsein vergangenen Leids einen Weg der Heilung und des neuen Lebens. Ohne Elemente wie Licht, Leben und Hoffnung lässt sich ein totalitärer Geist, der uns an die Vergangenheit bindet und ihre Wiederholung in anderer Form begünstigen kann, nicht überwinden. Während die Mahnmale der deutschen Erinnerungskultur eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung mit vergangenem Leid spielen, berühren sie auch Gefühle der Schuld und Scham und bieten oftmals keinen direkten Lösungsansatz zur Überwindung der Ideologien, vor denen sie warnen, sowohl auf kollektiver als auch auf persönlicher Ebene. Eine echte Integration und ein „Lernen aus der Vergangenheit“ – im Sinne einer Befreiung aus dieser Ideologie – ist daher oft noch nicht erreicht.

Aus dieser Erkenntnis heraus entstand die Motivation, dieses Friedensmal als eine 'Idee Jerusalems' zu bauen; es entwickelte sich als privates Projekt über viele Jahre ehrenamtlicher Arbeit. Es sollte nicht als Gegensatz zur bestehenden Erinnerungskultur gesehen werden, sondern als deren natürliche Weiterführung, die die Möglichkeit der „inneren Befreiung“ betont. Wie Heraklit sagte: „Alles fließt.“ Das Leben ist ein ständiger Prozess, und diese Einsicht ist überall auf der Welt gültig.


Innere Befreiung

Die Aufarbeitung der Vergangenheit kann weltweit eine tiefere Bedeutung erreichen, wenn sie den Menschen positiv begegnet und die menschliche Würde in den Mittelpunkt stellt, anstatt vorrangig Schuld- und Schamgefühle zu wecken, die zur Ohnmacht führen können. Die „Lektion aus der Vergangenheit“ sollte als eine Veränderung im Herzen wahrgenommen werden. „Lernen aus der Vergangenheit“ bedeutet weit mehr als nur das staatlich verordnete „Bekämpfen des Bösen“. Es geht darum, Menschen zu befähigen, Böses zu erkennen, selbst wenn es sich als gut tarnt und scheinbar von der Mehrheit akzeptiert wird.

Was für eine echte Veränderung benötigt wird, ist persönliche Einsicht und eine innere Wandlung. Jeder Mensch trägt sowohl Gutes als auch Böses in sich. Das Böse wird sich nie vollständig ausmerzen lassen; wir können jedoch lernen, so damit umzugehen, dass es uns nicht beherrscht und unsere Entscheidungen frei davon sind.
Es geht um die innere Befreiung von totalitären Geisteshaltungen, die in der Vergangenheit wirkten und auch heute noch Einfluss haben, und dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern für Gesellschaften weltweit.


Spirituelle Dimension

Das Friedensmal erinnert uns mit dem 'Stein der Begegnung' und seiner Inschrift 'Yerushalayim' (Jerusalem) an die Bedeutung von Frieden im Namen Jerusalems, der „Stätte des Friedens“. Es dient als Ermutigung, Licht in eine Welt zu bringen, die sich allzu oft auf den Tod fokussiert und das menschliche Dasein auf die Funktionalität einer Maschine reduziert. Eine Hinwendung zum Leben ist gerade in Deutschland mit seiner historischen Vergangenheit, in der das Leben „Jerusalems“ verweigert wurde, von besonderer Bedeutung. Der Name 'Jerusalem' mit seinem Bezug zum himmlischen Jerusalem und der Heiligen Stadt trägt einen hohen Anspruch in sich. Religion, mit ihren Metaphern und Geschichten, sollte als inneres Geschehen in der eigenen Seele verstanden werden. Hier, im Stillen und in Demut, geschieht das Heilige.

Die Wahl des Ortes für das Denkmal unterstreicht diese universelle Wahrheit. Wie es aus den Überlieferungen deutlich wird:
„Er erschien dem Mose nicht am Palast des Pharao, sondern auf dem Land am Rande des Wegs.” Dieser Ort symbolisiert die Zugänglichkeit des Heiligen abseits von Machtzentren und repräsentiert die spirituelle Suche, die jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft oder seinem kulturellen Hintergrund, auf sich nehmen kann.


Odenwald Hügel

Die Landschaft: Der Blick Richtung Odenwald vom Friedensmal aus gesehen.

Instrumentalisierung der Vergangenheit

In der heutigen Zeit erleben wir auch in Deutschland wieder, dass Menschen aufgrund ihrer Meinungen diskreditiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Dabei wird in politischen Auseinandersetzungen oft die belastete Vergangenheit eines Landes, wie etwa die deutsche, für politische Zwecke instrumentalisiert. Es ist entscheidend, mit der Geschichte sensibel und verantwortungsvoll umzugehen und sie nicht für politische Zwecke zu vereinnahmen. Dies zeigt sich zum Beispiel, wenn Personen, die Regierungsmaßnahmen in Deutschland kritisieren (wie im Kontext der Corona-Pandemie), vorschnell und ohne stichhaltige Beweise als 'rechts' oder 'antisemitisch' bezeichnet werden. Die gesamte Friedensstätte war im Jahr 2015 mit einem Plädoyer für die Meinungsfreiheit eingeweiht worden. Diese mahnende Rede zur Einweihung ist nur wenige Jahre später hochaktuell geworden.

Die Lehren aus der Vergangenheit und der Wert der Meinungsfreiheit sind universelle Themen, die weit über die Grenzen Deutschlands hinausreichen. In vielen Ländern der Welt ist die Gefahr der Instrumentalisierung historischer Ereignisse und der Einschränkung der Meinungsfreiheit ein drängendes Anliegen. Das Friedensmal steht somit auch als Mahnmal für die Notwendigkeit, wachsam zu bleiben und sich für die Freiheit des Einzelnen einzusetzen, unabhängig von politischen und gesellschaftlichen Strömungen.


Meinungsfreiheit und gesellschaftliche Spaltung

Das Friedensmal, gelegen im Garten der Freiheit, hat das Potenzial, Menschen zu befähigen, heute und in Zukunft aufrecht und mutig für Freiheit, Gerechtigkeit und das Leben in unserer Gesellschaft einzustehen. Dabei stellt sich die Frage: Was bedeutet „aus der Vergangenheit lernen“ für uns? Es ist entscheidend, wachsam zu sein und sicherzustellen, dass die Vergangenheit nicht für politische Zwecke instrumentalisiert wird. „Verantwortung übernehmen“ heißt weit mehr, als lediglich einer von oben verordneten Ideologie der „besseren Welt“ zu folgen und sich dafür von Politik und Medien loben zu lassen.

In einer Zeit, in der Meinungsfreiheit weltweit unter Druck steht und politische Ideologien tiefgreifende gesellschaftliche Spaltungen hervorrufen, ist es umso wichtiger, Orte wie das Friedensmal zu haben. Diese dienen als Erinnerung daran, dass echte Veränderung und Verantwortung von jedem Einzelnen ausgehen und nicht allein durch externe Vorgaben oder politische Agenden bestimmt werden sollten. Das Friedensmal steht somit als Symbol für die Notwendigkeit, individuelle Freiheit und eigenständiges Denken zu bewahren und zu fördern, unabhängig von politischen und gesellschaftlichen Strömungen.

Diese Botschaft ist universell gültig und spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen Menschen weltweit konfrontiert sind. Das Friedensmal erinnert uns daran, dass der Weg zu einer gerechteren und freieren Gesellschaft nach dem Engagement und dem Mut jedes Einzelnen fragt.



Wiederherstellung von Beziehung

Dieses Kapitel beleuchtet die fundamentale Rolle der persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit und fordert uns auf, die Ketten der Angst und eines totalitären Geistes zu sprengen, die auch heute noch viele Menschen fesseln. Im Zentrum steht das Friedensmal, ein Symbol für den Mut, aktiv für Freiheit, Gerechtigkeit und Leben einzustehen. Es verdeutlicht, dass wahre Vergangenheitsbewältigung mehr erfordert als das bloße Erinnern; sie erfordert eine ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen Schattenseiten. In diesem Kapitel erkunden wir, wie das Friedensmal als Ort der Begegnung dient, um nicht nur Wunden zu heilen, sondern auch zerbrochene Beziehungen in unserer Gesellschaft und darüber hinaus wiederherzustellen.

Freiheit leben und die Angst überwinden

Auch heute (im Jahr 2022) sind viele Menschen immer noch an den Geist von Unfreiheit und Totalitarismus gebunden. Zwar wird er heute vehement bekämpft, aber nur bezogen auf die Vergangenheit. Wir dürfen davon loslassen. Dafür steht das Friedensmal: Erinnern alleine ist nicht genug. - Jeder Einzelne muss sich befreien, um aufrecht und mit Mut für die Freiheit, die Gerechtigkeit und das Leben einstehen zu können.

Nicht selten wird die eigene Verantwortung vermieden, indem man 'das Böse' außerhalb von sich selbst sucht und auch findet. In der deutschen Gesellschaft sind es heute 'die Nazis', aber auch angebliche Antisemiten und Rechtsextreme, die bekämpft werden müssen. Diese Vorwürfe werden inflationär und häufig ohne ausreichende Belege in die Öffentlichkeit gebracht. Dies dient auf einer tieferen psychischen Ebene jedoch oftmals als Strategie, um sich nicht mit den eigenen inneren Schwächen und negativen Tendenzen auseinandersetzen zu müssen. Auch das geschieht im Namen von Erinnerung und Verantwortung und ist
eine korrumpierte Form der Vergangenheitsbewältigung, die Antisemitismus begünstigt und auch, dass sich Vergangenheit in einem anderen Gewand wiederholt.

In diesem Kontext ist es besonders wichtig, wachsam zu sein. Die Instrumentalisierung der Vergangenheit kann ein Klima der Angst und Unsicherheit schaffen, das die individuelle und kollektive Freiheit bedroht. Das Friedensmal erinnert uns daran, dass echte Vergangenheitsbewältigung eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst und den eigenen Schattenaspekten erfordert, um wahrhaftig für eine freiere und gerechtere Welt einzustehen.


Begegnung und Heilung

Im Friedensmal finden wir einen Raum, um wieder in Kontakt mit uns selbst zu kommen. Wir werden uns der eigenen seelischen Verletzungen bewusst und der Verletzung der Welt. Dem Weg nach innen folgt die Wendung nach außen. Wir öffnen uns - die Grenzen achtend - für die Begegnung mit dem anderen Menschen und seiner Welt. Dies wird am Stein der Begegnung thematisiert. Durch die innere Klärung und offene Begegnung werden wir als Gesellschaft fähig, jene Vorstellungen und Verhaltensweisen zu erkennen, die dem Leben abträglich sind und an die wir uns aber gewöhnt haben.


Das
Friedensmal steht für die Wiederherstellung von Beziehungen. Diese Idee muss mit Leben gefüllt und in der Welt konkret werden. Von der Mitte des Friedensmals, markiert durch die „Blüte des Lebens“, blickt man in die Rheinebene, die Teil des historischen jüdischen „Jerusalem am Rhein“ war. Dieser Ort wird damit zu einem Symbol in der deutsch-jüdischen Geschichte, die sowohl von Leid als auch von Hoffnung geprägt ist.

Leo Baecks Worte nach seiner Befreiung aus dem KZ Theresienstadt –
„Unser Glaube war es, dass deutscher und jüdischer Geist auf deutschem Boden sich treffen und durch ihre Vermählung zum Segen werden könnten“ – waren ein Ausdruck tiefer Enttäuschung, da der Holocaust die Zerstörung dieser Hoffnung bedeutete. Dennoch erinnert uns das Friedensmal heute daran, dass aus der Enttäuschung und dem Schmerz der Vergangenheit die Verpflichtung erwächst, weiterhin für Begegnung, Verständnis und Versöhnung einzutreten – in Deutschland und darüber hinaus.

Mehr Informationen zu dem Thema finden
Sie im Kapitel Die Antwort leben“.


Schulklassen aus Israel und Deutschland am Friedensmal

Schulklassen aus Israel und Deutschland am „Stein der Begegnung“ am Wanderweg mit der Inschrift „Yerushalayim“, Jerusalem. Der Erinnerungsstein befindet sich am Eingang und der Grenze des 'Gartens der Freiheit' mit dem Friedensmal.

Die Rolle der Kunst in der Gesellschaft

Kunst hat das Potenzial, der Gesellschaft entscheidende neue Impulse zu vermitteln. Sie entsteht aus einer tiefen Inspiration heraus und bringt oft neue Perspektiven in bestehende Systeme ein, die diese aus sich heraus nicht entwickeln könnten. In einer Zeit, in der viele Gesellschaften weltweit von Spaltung geprägt sind, kann Kunst ein mächtiges Werkzeug sein, um Brücken zu bauen und Menschen wieder miteinander zu versöhnen.

Das Friedensmal ist ein Beispiel dafür, wie Kunst einen Impuls des Lebens und der Freiheit in die Kultur einbringen kann – nicht nur in Deutschland, sondern als Inspiration für alle Nationen. Es wurde am 27. September 2015 in Bensheim in Süd-Hessen eingeweiht und stellt einen bedeutenden Beitrag zur kulturellen Landschaft dar. Es ist ein Ort, der zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit Themen wie Freiheit, Versöhnung und Menschlichkeit anregt.

Für diejenigen, die mehr über dieses besondere Kunstwerk erfahren möchten, stehen ein Film zur Einweihung und ein Bericht zur Verfügung. Diese Ressourcen bieten Einblicke in die Entstehung und die Bedeutung des Friedensmals und zeigen, wie Kunst als Mittel für den gesellschaftlichen Wandel und inneres Wachstum wirken kann.


Weiterführender Link: Vortrag über die Entstehung des Friedensmals




zurück Button
Friedensvision

weiter Button
Frieden & Schalom

  © 2024, Text & Bild, Stiftung Friedensmal | Kontakt & Impressum | English Site
Besucherzähler kostenlos