Einsamkeit  


Kapitel:
Alte Website (2005) / Erwachendes Herz / Einsamkeit



Die Idee vom Friedensmal wurde 1998 in der Mahnmal-Debatte geboren. So begann es…


Kein Terror der Einsamkeit
Dunkelheit  ist die Abwesenheit  von Licht


Terror der Einsamkeit - eine Folge der Unversöhntheit

Über das nationale Holocaust-Mahnmal in Berlin sagte der im Jahre 1998 amtierende. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse: „ ... meine Sorge war, daß der Einzelne angesichts seiner sinnlichen Wucht verzagen, ausweichen und sich verschließen könnte. Denn ich kann mir gut vorstellen, daß sich in diesem Mahnmal einstellt, was sein Gestalter den „Terror der Einsamkeit” genannt hat: Im Dickicht des Stelenwaldes ist jeder auf sich selbst gestellt. Es gibt keinen Eingang, keinen Ausgang, kein Zentrum, kein Miteinander und kein Nebeneinander. Er zwingt uns, uns allein mit unseren Erinnerungen und Gefühlen auseinanderzusetzen.” Das ist leider aber auch keine ungewöhnliche Beschreibung der Lebenssituation vieler Menschen in unserer Zeit. Das kann die Art der Gestaltung des Mahnmals erklären.

Doch das darf nicht genügen. Das Berliner Mahnmal bleibt Erklärung und Wegweisung schuldig. In einer erdrückenden Wirkung mag es einen Terror der Einsamkeit, den viele Menschen in der heutigen Zeit gewohnt sind, entfalten. Dabei wirft es die Frage nach Verantwortung auf, ohne Antwort zu geben. Darin liegt die Gefahr, daß Verantwortung - wie so oft - auf „die Anderen, die sich verändern müssen, die etwas tun sollen” projiziert wird. Oder aber: die Stummen bleiben in kranker Scham gefangen, die Wütenden fühlen sich mißbraucht und finden hier nur einen weiteren Grund für ihre Schmerzen und die Erlebnishungrigen haben ihr Erlebnis. Es ändert sich also nicht wirklich etwas im Leben. In seiner Rede führte Thierse weiter aus: „Doch Betroffenheit, die bloß ängstig und ratlos macht, bliebe für den Einzelnen und für die Gesellschaft ohne Folgen.” Darum wurde beschlossen, unsichtbar unter dem Mahnmal einen „Ort der Information” zur „intellektuellen Auseinandersetzung” einzurichten. Das ändert aber nichts am grundsätzlichen Problem, denn dieser „Ort der Information” hat im Gegensatz zum Denkmal aus Stein keine Wirkung als gesetztes Zeichen und Signal fürs Land. Er erreicht nur die Wenigen, die sich hier unter der Erde mit der Thematik intellektuell auseinandersetzen wollen, doch viele werden das sichtbare Signal des Berliner Mahnmals als ein Ruf zur Umkehr nicht verstehen.


Lichtblick - Verantwortung der Menschen


Das Friedensmal führt hier weiter. Dem erdrückenden Leid soll ein Wendepunkt folgen und so kann im Terror der Einsamkeit ein Versöhnungsweg in die Freiheit und Gemeinschaft sichtbar werden. Das Friedensmal zeigt, wie das trennende und urteilende Denken dualistischer Weltsicht zu überwindend ist und so gibt es der intellektuellen Auseinandersetzung über die deutsche Vergangenheit eine Berührung im Herzen mit. Das ist es, was uns wirklich weiterhelfen kann. So entsteht eine Antwort, die der "bunten" Wirklichkeit, in der es nicht nur schwarz und weiß gibt, gerecht werden kann und die ein neu gesetztes Zeichen für die Zukunft unseres Landes ist.

Genauso wie es besonders an meiner „Generation der Enkel” liegt, den Schritt der Integration zu wagen, so sehr bedarf es großer Sensibilität: Versagen soll nicht im Nachhinein nur schöngeredet werden. Man wäre dann stolz auf die „bewältigte Vergangenheit” und könnte der Welt zeigen: schaut her, so macht man das! Ja, man wäre dann immer noch nicht bei sich angelangt. Genau darin läge die Gefahr bei dem Projekt eines nationalen „Holocaust-Mahnmals”.

Das Projekt des
Friedensmals hat einen ganz großen Ernst: es könnte ein Mahnmal sein, - ein Mahnmal zur Liebe und als solches ist die Liebe in ihm selbst. So können mögliche negative Gefühle integriert und ins positive gewendet werden. Deshalb aber reicht es über ein Mahnmal hinaus. Es ist der nächste Schritt nach den Mahnmalen auf dem Weg des Friedens.

Darf ein Friedenszeichen eine nationale Gedenkstätte werden? - Kann man Frieden „von oben” anordnen? Das Friedenszeichen kann keinen Frieden besiegeln, sondern lässt ihn als tägliche Aufgabe stehen; als eine leise Melodie die in die Herzen spricht; ein sanftes Licht, das ins Miteinander lockt. Frieden ist eine Aufgabe, die der Mensch nur als lebendige Botschaft mit sich hinaus in die Welt und in seinen Alltag tragen kann! Das
Friedensmal führt in dieses Verständnis. Es ist eine Brücke.


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